Es ist ein sanft radikaler Gedanke, den Gotthold Ephraim Lessing in “Nathan der Weise” unterbreitet.
Radikal ist er, weil er unmissverständlich mit dem bricht, was tradiert klar zu sein schien. Natürlich geben Eltern ihr kostbarstes Erbe an ihre Kinder weiter. Natürlich ist jedes Individuum überzeugt, bzw. wird gerade dadurch zum „Individuum“, weil es überzeugt ist, nämlich davon überzeugt, dass die eigene Weltanschauung die richtige ist. Sei es das Judentum, der Islam, das Christentum, sei es die Parteizugehörigkeit oder was immer sich zur Abgrenzung von einer Gruppe noch eignet.
Lessing ist radikal anders. Er wischt diese Form der Sozialisation, der individuellen Identitätsbildung durch Abgrenzung mit einer Parabel vom Tisch. Jede Religion ist gleich viel wert, die drei Ringe, die er an seine Söhne vererbt, sind nicht zu unterscheiden.
Sanft ist er, weil er seinen Gedanken in die Menschwerdung selbst verlagert. Es ist kein Schwert, das der Vater dem Sohn in die Hand drückt, sondern ein Ring, der getragen werden muss. Das Perfide daran ist, dass Lessings Humanität nur ein Potenzial darstellt, das jeder der Ringträger in sich finden und erwecken kann. Kann, nicht muss. “Die Ringe wirken nur zurück und nicht nach außen? So seid ihr betrogene Betrüger”, schreibt Lessing. Welch sanfter Ansatz, äußerer Macht den Schatz innerer Entwicklung entgegenzustellen!
Lessing ist radikal sanft, weil er an die Kraft einer Idee glaubt, die er der Kraft der Gewalt entgegenstellt. Langfristig, so hat es der Dichter der Aufklärung an anderer Stelle einmal formuliert, siegt die Vision über die Gewalt. Recht sehr zu wünschen, meinte er, dass es in jedem Staat genug Menschen gibt, die dieser Idee folgen, dann verändert sich die Welt.
Dieser sanften Radikalität ist unser Verein “Die Drei Ringe” radikal und sanft verpflichtet. Die Gründungsmitglieder glauben zutiefst, dass es möglich ist, der polarisierenden Realität eine vereinende Vision entgegenzustellen. Wir glauben zutiefst, dass die Sanften in ihrem Tun Unterstützung brauchen für das, was die Welt auch sein kann.
Am Ende brauchen wir Spenden. Punkt. Einige von uns haben mehr Glück gehabt, einige von uns kennen Menschen, die auch im Äußeren wissen, wie es geht. Wir bringen diese zusammen für Menschen, die sich um das Soziale bemühen und kaum Zeit mit Äußerlichkeiten verschwenden. Für diese sammeln wir Spenden. Gerne auch Ihre.
Thomas Kaspar, Vorstandsvorsitzender, im Namen aller Mitglieder.
Ganz persönlich danke ich Jagoda Marinic für die Formulierung und Vertiefung der sanften Radikalität.
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